Was sind die Inhalte der Fachweiterbildung Psychiatrie?
Pflege in der Psychiatrie bedeutet vor dem Hintergrund zunehmender Professionalisierung und Wissenschaftsorientierung mehr als das reine Wissen um psychiatrische Krankheitsbilder. Professionelle Pflege zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine eigenständige, fachliche Disziplin darstellt und innerhalb dieses Handlungsrahmens autonome klinische Entscheidungen treffen, begründen und verantworten kann. Sinnvolle und sinnhafte klinische Entscheidungsfindung begründet sich durch eine hohe Subjekt- und Evidenzorientierung der Pflegenden, was damit erst die Grundlagen professionellen Handelns, aber auch die Voraussetzung einer gleichberechtigten, inter- und transdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen schaffen kann. Dieses setzt ein hohes Maß an beruflicher Kompetenzentwicklung voraus.
Eine lange Zeit galt Beziehungsarbeit allein als Dreh –und Angelpunkt psychiatrischer Arbeit im Handlungsfeld der Pflegenden. Die interpersonelle Beziehung zu Patientinnen und Patienten ist aber in dem neuen Verständnis professioneller psychiatrischer Pflege nicht mehr das einzige, was psychiatrische Pflege tut, es ist vielmehr der Kontext in dem sie arbeitet und in dem pflegerische Interventionen durchführt werden. Die therapeutische Beziehung zwischen Pflegenden und Pflegeempfangenden bildet dabei den Kern psychiatrischer Arbeit. Es scheint daher nicht länger ausreichend zu sein, diese Beziehung der Rolle und Identifikation von Pflege zugrunde zu legen. Sie ist keine Intervention, welche Pflegende durchführen. Sie ist auch keine Theorie, die mehr oder weniger akzeptabel ist. Sie liegt in der Natur der Arbeit: Sie ist psychiatrische Pflege (McCabe 2002).
Innerhalb unserer Weiterbildung setzen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Vielzahl pflegerelevanter Konzepte auseinander. Sie übersetzen gemeinsam die gewonnenen Erkenntnisse auf ihre alltäglichen Handlungssituationen, um zunehmend „Pflegeexpertentum“ zu entwickeln und dieses in der zukünftigen Rolle besser wahrnehmen und umsetzen zu können. Hierbei spielen selbstverständlich grundlegende Einblicke in die fachverwandten Bezugswissenschaften, ein sicherer Umgang mit wissenschaftlichen Texten, die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten im kommunikativen Bereich, zur Krisenbewältigung, zur Selbstreflektiertheit u.v.m. eine erhebliche Rolle. Die Weiterbildungsstätte folgt hierbei traditionell dem Lehr –und Lernverständnis einer themenzentrierten und gleichermaßen interaktiven Erschließung von Bildungsinhalten innerhalb der Lerngruppe. Die Teilnehmenden sollen in unterschiedlichsten Handlungsfeldern ihre Kompetenzen erfahren und festigen, ihre eigene Rolle als Pflegende zunehmend kritisch reflektieren und eigene Handlungs –und Verhaltensweisen begründen und erweitern lernen.